planwerk kassel: soziokulturzentrenentwicklungsplan
Räume denen, die sie (ge)brauchen!
INTERDISZIPLINÄRES PLANUNGS- UND ENTWURFSPROJEKT
Gastprofessur Nachhaltige Städte und Gemeinden/Theorie, Sose 2024
ASL Universität Kassel
Kooperation: Veit Wolfer
Im Zentrum des Projekts steht die Verbindung von Leerstandsbekämpfung und Förderung von Soziokultur in der Kasseler Innenstadt: (1) Ein Soziokultur-Zentrenentwicklungsplan wurde entwickelt, der sich am bestehenden Zentrenentwicklungsplan ZEP 2015 orientiert, jedoch über den Fokus auf Einzelhandel hinausgeht. Ein Beispiel dafür ist der Commons Improvement District, der Soziokultur mehr Gestaltungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum verschafft. Ergänzt wird er durch den Leerstand-Lasten-Ausgleich, ein Planungsinstrument, das Eigentümer:innen großer Immobilien in die Verantwortung nimmt, wenn Flächen ungenutzt bleiben. (2) Eine Beschreibung der durch die Soziokultur hergestellten urbanen Räume als Single, Multiple und Public Commons konzeptioniert die Innenstadt als einen Bereich, in dem durch öffentliche Verkehrsanbindung gestärkt, eine selbstorganisierte Vernetzung und Verräumlichung soziokultureller Zentren mittels Verfügbarmachung von Leerstand eigene Dynmiken entwickeln kann. (3) Ein Finanzierungsmodell und übergeordnete Betriebsmodelle orientieren sich an erfolgreichen Beispielen aus Berlin und bilden die Vorlage für die Umnutzung leerstehender Einkaufszentren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Kurfürstengalerie, einem großflächigen Park- und Shoppinggebäude in der Kasseler Innenstadt. Durch die Insolvenz des Eigentümers droht dort vollständiger Leerstand. Diese Raumressourcen könnten soziokulturellen Initiativen zur Verfügung gestellt werden. Der Stadt Kassel kommt dabei eine zentrale Rolle zu: Durch Vorkaufsrecht könnte sie aktiv als Gestalterin auftreten. (4) Ein Umbaukonzept für die Kurfürstengalerie bietet über einen grossen Einschnitt für den angrenzenden aber bisher nicht angebundenen Lutherplatz Versorgungsangebote und Schutzräume an und zeigt auf, wie ein ehemaliges Einkaufzentrum zu einem Ort für Soziokultur, Gemeinschaft und neue Nutzungsformen transformiert werden kann.
Das Projekt verdeutlicht, wie eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung aussehen kann, die jenseits wirtschaftlicher Interessen soziale und kulturelle Bedarfe berücksichtigt. Wird die Innenstadt weiterhin von Leerstand und Verdrängung geprägt oder kann sie zu einem lebendigen, gemeinwohlorientierten Stadtraum entwickelt werden? Die erarbeiteten Konzepte bieten für Zivilgesellschaft und Planung konkrete Werkzeuge, um aktiv gegenzusteuern und neue Perspektiven für innerstädtische Flächen zu schaffen.
Studierende: Selin Balci, Kira-Margo Centini, Thekla Ernst, Johanna Maria Geburzi, Ayleen Hümmerich, Angelique Keil, Lilith Peter, Gesine Schewe